Wie überwintert man seine Bonsais?

Es ist Spätherbst, die ersten Nachtfröste drohen und die Bonsais stehen immer noch draußen. Was nun? Wie bringe ich meine wertvollen Pflanzen sicher über den Winter? Das hängt natürlich - wie immer - von der Art der Pflanze ab. Deshalb fangen wir mit dem einfachsten an.

Indoor Bonsai

Auch hier gibt es zwei unterschiedliche Arten.

Fensterbenni
Bonsai aus Pflanzen, welche in der Regel als Zimmerpflanzen gehalten werden, wie zum Beispiel Ficus Benjamini oder Hibiscus tiliaceus. Diese Bonsai können sehr warm überwintert werden, allerdings sollte man darauf achten, dass genug Licht auf das Bäumchen fällt. Eine normale Fensterscheibe reduziert das Sonnenlicht schon um ca. die Hälfte! Ah! Also rauf aufs Fensterbrett, Südseite über der Heizung. O.k., das geht (auch der Verfasser dieser Zeilen überwintert seine Ficus seit vielen, vielen Jahren dort), allerdings bitte nicht vergessen zu gießen! Mindestens alle zwei Tage richtig durchfeuchten, besser jeden Tag etwas Wasser. Die Wurzelballen trocknen derart schnell aus, man kann fast zugucken. Deshalb, wenn möglich, Südfenster ohne Heizkörper darunter!
Kellerfensterulmen
Bonsai aus tropischen oder subtropischen Pflanzen, die in ihrer Heimat niemals Frost abbekommen, wie zum Beispiel chinesische Ulmen, japanischer Liguster, Löffelbaum oder Pinien. Diese halten Winterruhe und müssen deshalb auch kühl (+5 bis +15°C maximal) untergebracht werden. Auch hier müssen wir auf ausreichende Helligkeit achten. Es gilt: Immergrüne Arten brauchen mehr Licht wie laubabwerfende, solche können dann auch ruhig etwas dunkler stehen. Es eignet sich ein Wintergarten, ein ungeheizter Kellerabgang mit Fenster, ein helles Fensterbrett im Keller oder zur Not das Fensterbrett im wenig geheizten Schlafzimmer, falls kein Keller zur Verfügung steht. Aber auch hier immer daran denken: Gießen nicht vergessen! Wenn sich der Wurzelballen trocken anfühlt ist die richtige Zeit dafür gekommen.

Bitte immer beachten: Bonsai kauft man beim Fachmann, der kann einem auch sagen wie der spezielle Baum überwintert werden muss!


Outdoor Bonsai

Jetzt wird es umfangreicher. Outdoors sind Bonsai aus heimischen Gehölzen und Bäumen, oder von solchen, die auch in ihrer Heimat regelmäßig frostige Winter überstehen müssen. Was bedeutet, auch der Bonsai braucht seine Winterruhe und seinen Frost um gesund gedeihen zu können. Also überwintert man solche Pflanzen im Garten oder auf dem Balkon. Kann der Bonsai da denn nicht erfrieren? Nein, erfrieren wird er nicht. Sonst würden ja auch unsere Wälder nach starkem Frost absterben. Allerdings kann er vertrocknen! Stellen wir uns vor: Nachts hatte es Frost mit -10°C. Die Sonne geht auf, ein wunderschöner Tag mit leichtem Wind erwartet uns. Die Sonne scheint auf den Baum, dieser erwärmt sich, die ersten Äste tauen auf, der Wind streicht durch das Bäumchen und verdunstet das im Holz enthaltene Wasser. Gleichzeitig ist der Boden in der Schale aber noch gefroren, die Wurzeln können kein Wasser aufnehmen um das verdunstete zu ersetzen. Die Äste sterben ab, später der Stamm, der Baum ist verloren.
Wichtig - für Sonnen- und Windschutz sorgen!
Keine Regel ohne Ausnahme:

Freilandrohlinge
Freilandbonsai:
Freilandzypresse

Freilandbonsai sind Bäume, welche fest verwurzelt im Boden stehen und vielleicht sogar an ihrem ursprünglichen Wachstumsort gestaltet werden konnten. Diese brauchen keinen besonderen Schutz im Winter, da sie wie jeder wild wachsende Baum Wurzeln bis tief nach unten ausgebildet haben und selbst bei starkem Frost immer an Bodenfeuchte gelangen.




Überwinterung im Freien

Vordach groß
Einfachste Möglichkeit ist das Versenken des Bonsai mitsamt der Schale in einem Beet. Dabei geht man so tief wie die Äste des Bäumchens es erlauben ohne am Boden aufzuliegen, drei Zentimeter über der Schale sollten es schon sein. Der Boden, der die Schale nun bedeckt, verzögert wirksam das Durchfrieren des Wurzelballens, verhindert es aber nicht ganz. Deshalb unbedingt auch hier für Sonnen- und Windschutz sorgen.
Beet
Ideal ist ein Ort zwischen beieinander stehenden Nadelbäumen geeignet, alternativ dazu funktionieren auch Sichtschutzwände aus dem Baumarkt oder etwas Selbstgebasteltes, das die Bonsais auf drei Seiten umschließt aber einen seitlichen Abstand von ca. einem halben Meter einhält wegen dem Licht. Größter Vorteil dieser Überwinterung: Niederschläge gelangen an die Schale, Gießen ist nur selten nötig, allerdings besteht die Gefahr von Schneebruch




Manche Bonsaifreunde graben ihre Bäumchen ohne die Schale ein. Dabei werden die Wurzeln belassen wie sie sind, nicht ausgekämmt und der Baum in lockere Erde oder befeuchteten Torf gepflanzt. Das verbessert nochmal die Wasserversorgung und schützt zugleich die teuren Schalen vor Frost. Selbst frostsicher gebrannte Schalen platzen nämlich manchmal im Winter. Diese Überwinterungsart ist aber nicht geeignet für Bäumchen, die erst seit kurzem in der Schale stehen, bei denen würden die Wurzeln geschädigt werden.

Überwinterung im geschlossenen Raum

Nun, hierbei haben wir es wohl mit der sichersten Methode zu tun um einen Bonsai zuverlässig über den Winter zu bringen. Geeignete geschlossene Räume gibt es mehr als man denkt, auch lassen sie sich für wenig Geld selbst herstellen!

Folientunnel:

Solche mit Folie bespannte Drahtbögen sieht man im Frühjahr in vielen Gemüsegärten wo sie die Neuaussaat schützen. Das können die natürlich auch den Winter über mit den Bonsais machen! Also Bäumchen eingraben, Drahtbögen darüber feststecken und alles am besten mit gelochter Frühbeetfolie bespannen. Diese gelochte Folie gibt es mit UV-Schutz gegen direkte Sonneneinstrahlung, die Löcher verhindern ein Aufheizen des Innenraums und gleichzeitig wird der Wind wirksam abgehalten. Zum Prüfen der Bodenfeuchte und zum Gießen einfach die Folie ein Stück hochschlagen. Hat man keine gelochte Folie, funktioniert natürlich auch normale, geschlossene Frühbeetfolie. Allerdings muss dann zwingend an beiden Frontseiten eine Öffnung gelassen werden, damit die Innentemperaturen bei Sonnenschein nicht zu stark ansteigen können. Im Zweifelsfall beide Frontseiten tagsüber ganz öffnen.

Beim Bau eines Folientunnels beachten: Die Folie darf den Baum nicht berühren, 10 cm Abstand sind wohl das Mindeste.

Frühbeetkästen:

Manche Hobbigärtner verwenden auch feste Frühbeete, die können von Schnee nicht eingedrückt werden. Frühbeetkästen gibt es aus Holz, Glas, Doppelstegplatten und anderen Materialien. Bei allen aber ist zumindest die obere Abdeckung durchsichtig um möglichst viel Licht und Wärme an die Aussaat zu lassen. Was für Gemüsesaamen gut ist ist aber nicht auch gut für Bonsais im Winterquartier. Deshalb müssen Frühbeetkästen beschattet werden und eine Dachklappe sollte immer ein Stück offen stehen damit die Innentemperatur bei Sonne nicht ansteigt. An frostfreien Tagen aufmachen und lüften. Ansonsten gilt wie beim Folientunnel: Abstand zum Baum mindestens 10 cm.

Lichtschächte von Kellerfenstern:

Überraschend gut geeignet, hier gibt es Licht und die Temperaturen fallen selten weit unter den Gefrierpunkt. Aber Achtung! Aus den Augen - aus dem Sinn! Schon mancher Bonsai ist im Frühjahr als vertrocknete Mumie wieder ans Licht gekommen. Im Lichtschacht vergisst man Bonsais einfach sehr, sehr gern (Der Verfasser spricht aus Erfahrung).


Überdachte Aussentreppen als Kellerabgang:

Sofern hell genug, spricht nichts dagegen. Reinstellen und Gießen nicht vergessen.

Geräteschuppen und Garagen:

Nein, bitte nicht! Beide sind meist viel zu dunkel, in der Garage herrscht dazu noch salziger Strassendunst. Möchten Sie dort übernachten? Na also!


Gewächshäuser:

Gewächshaus
Das 5-Sterne Hotel für unsere Bonsais! Geräumig, hell und gegen die Witterung geschützt. Hier kann man die Pflanzen einfach reinstellen. Sicherer ist es aber doch, die Bäume mit oder ohne Schale im Boden des Gewächshauses einzugraben. So wird die Bodenfeuchte an die Wurzelballen weitergegeben, man braucht nicht so oft gießen.


Eis im Gewächshaus
Ein kleiner Trick dazu: Lässt man immer etwas Wasser in einer Regentonne, dann kann man, sobald sie oben zugefroren ist, das Eis raushacken und rund um die Bonsais ins Gewächshaus legen. Kommt jetzt die Sonne raus, taut das Eis und bewässert die Bonsais.




Die meisten Gewächshäuser haben zweigeteilte Türen. Die obere Hälfte der Tür bleibt den ganzen Winter über offen, das sorgt für guten Temperaturausgleich, wärend die untere Hälfte der Tür geschlossen wird um die Katzen fernzuhalten. Natürlich kann man auch einfach ein Dachfenster geöffnet lassen.



Schrebergarten / Gartenhaus:

Gartenhaus
Sofern das Gartenhaus hell genug ist, ist das genau so gut geeignet wie ein Gewächshaus. Beide werden nicht geheizt und bieten perfekten Rundumschutz, wobei sich ein Gartenhaus bei Sonnenschein weniger schnell aufheizt wie ein Gewächshaus. Allerdings kann man im Gartenhaus die Schalen nicht in den Boden eingraben. Deshalb bitte häufiger die Bodenfeuchte prüfen und gießen!








Balkon und Terrasse:

Optimal ist eine Holzkiste, innen mit Styropor ausgekleidet. Diese füllt man mit Torf, ca. dreimal so tief wie die einzugrabenden Schalen, und gräbt dann die Bonsais mit der Schale mit etwas Abstand zum Rand ein. Das schützt gut und man kann die Kiste jedes Jahr wieder verwenden.
Gartentisch




Als Sonnenschutz kann man einfach den Gartentisch darüber schieben und bei strengem Frost eine Decke darüber hängen. Wer es aber gern etwas professioneller mag, der kann diagonal über die Kiste an den Ecken die Frühbeetdrahtbögen einstecken und Frühbeetfolie darüberziehen. Oder man kauft im Baumarkt ein Minigewächshaus und stellt es über die Kiste.







Tomatengewächshaus


Für mehrere Bonsais eignet sich auch ein Tomatengewächshaus sehr gut. Das ist ein mit Folie bespanntes, hohes Stahlrohrgerüst, und das gibts für wenige Euro im Baumarkt. Jetzt noch schnell die Sparidee, falls nur ein oder zwei Bäumchen überwintert werden sollen: Dicke Styroporblöcke, wie man sie sehr gern zur Hausisolierung verwendet. Ein Loch in der Größe der Bonsaischale reinschneiden und Schale reinstellen. Abdecken wie oben beschrieben und häufig gießen. Hier gibt es keine Umgebungserde welche noch Wasser speichert!


Sie sehen, Plätze und Möglichkeiten für ein Winterquartier gibt es mehr als genug. Ein jeder muß selbst daraus den am besten geeignetsten gemäß seiner Fähigkeiten, Umgebung und gewünschtem Arbeitsaufwand heraussuchen. Für alle gemeinsam gilt jedoch: Bonsais brauchen auch im Winter Wasser und müssen regelmäßig gegossen werden!


Terrasse






Wann hole ich die Bäume wieder aus dem Winterquartier?

Wenn sich die allerersten Anzeichen für neues Wachstum an den Bonsais zeigen, sollten die Bäumchen wieder hervorgeholt werden. Knospen und Triebe, die in der geschützten Umgebung eines Winterquartiers treiben, können sich oft nicht auf die äußeren Gegebenheiten umstellen und gehen dann ein. Allerdings gilt es abzuwägen: Könnte noch eine länger andauernde Frostperiode auftreten, sollte man eventuell das Risiko eingehen lieber ein paar Triebe zu verlieren bevor der ganze Baum geschädigt wird. Deshalb vielleicht abdecken aber noch nicht ausgraben. Dann kann man bei Bedarf schnell wieder die Folie drüberziehen. Oder in späten Frostnächten die Bäumchen ganz nah ans Haus heranstellen, oder..oder..oder.....